Band 2
Keira Cavendish-Frobisher
Die Skua von Tortuga. 2009
ISBN 978-3-8316-1401-1
178 Seiten, 12,80 Euro
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Leseprobe aus Band 2 Keira Cavendish-Frobisher
Die Skua von Tortuga.
Fluch des Goldes
Mit aufgerissenen
Augen sah sie den fliehenden britischen und französischen Soldaten nach.
Hier und da fiel vereinzelt noch ein Schuss. Sie drehte sich um, schritt,
das Buch in beiden Händen, die Anhöhe zu den drei Toren hoch. Bei jedem
Schritt klirrte ihr Degen gegen ihren Gürtel. Vor dem dritten Tor blieb
sie stehen. »Hier ist es! Genau hier!« Elena trat neben sie, warf einen
kurzen Blick auf die letzten Seiten des Buches. Mit gelassener Stimme erwiderte
sie, Keira von der Seite ansehend: »Glaubt mir, dieses Gold wird Euch nicht
glücklich machen.« Keira drehte den Kopf der Jüngeren zu, sie lächelte dieses
undurchschaubare grausige Lächeln. »Ihr habt den Teil des Abkommens eingehalten,
Kapitän Elena von Duguay-Trouin. Ich gebe zu, die Allianz mit Euch war sehr
hilfreich. Wollt Ihr Euren Anteil?« Zögernd hatte Elena ihr zugehört. Wie
viel waren bei dieser Chassepartie in Maracaibo und El Fuerte de la Barra
gefallen? Dutzende mussten es gewesen sein. Sie schluckte ihre aufsteigende
Trauer hinunter. Jetzt nur nicht nachgeben, murmelte Elena leise. Sie atmete
tief die kühle Morgenluft ein, senkte den Blick auf den nassen Boden zu
den Spitzen ihrer schwarzen Stiefel, hob ihn wieder, richtete die Augen
wieder auf Keira. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen fuhr sie mit
ruhiger Stimme, an die Mannschaften gewandt, fort: »Dieser Tag ist Euer
Tag! Dieser Tag gehört ganz alleine Euch! Heute, nach drei harten Tagen
Kampf über Engländer wie Franzosen, gehört Euch das letzte Gold der Inka!«
Noch ehe sie weiter sprechen konnte, riefen tausend Kehlen: »Lang lebe Elena
von Duguay-Trouin!« Neben sich hörte sie Keira leise fluchen: »Ich bringe
Euch um! Ja! Ich bringe Euch um!«
Gregory sah
Mister Jones an. »Eine Rechnung ist noch offen, Gregory. Der Mann, der die
Küste von Peru ausgesungen hat, erhält Keiras gesamten Anteil aus der Beute!«
Stimmt, hörte er Gregory neben sich murmeln. Leise, die Augen nicht von
Elena und Keira nehmend, fuhr er leise fort: »Vermutlich wird es gleich
noch eine Leiche mehr geben, wenn Ihr mich fragt, Herr de Graff! Mit Keira
ist nicht zu spaßen. Niemand wagt es mehr, sie umzubringen!« »Ich mache
mir Sorgen, Mister Jones«, warf Gregory ein. Mister Jones sah an. »Weswegen
macht Ihr Euch Sorgen, mein Freund?« Die Ruhe wahrend, erwiderte der Gefragte:
»Es geht nicht um Keira, Mister Jones. Lasst es mich als Euer Freund offen
und ehrlich sagen, ich weiß, ich kann Euch vertrauen. Nun gut: Orlando hat
auf Tortuga erfahren, dass der Rat der Kapitäne, allen voran Narses de Lussan
und Maximilian Monbars Gerüchte verbreitet haben, Elena würde sie, kehre
sie im April dieses Jahres als Vize-Gouverneur und Vize-Admiral zurück,
aufhängen lassen und die Macht des Rates aufheben. Ein weiterer Grund sind
ihre und unsere Siege wie die Ladungen. Versteht Ihr mich jetzt?« Mister
Jones sah Gregory mit offenem Mund an. Das ist unmöglich, pochte es gegen
seine Stirn. »Narses und Maximilian, ja der gesamte Rat würde nicht zögern,
Elena mit ihren Dolchen umzubringen, Mister Jones. Das macht mir verdammte
Sorgen!«
Elena trat von
der leichten Anhöhe bei den drei Toren hinunter, nachdem sie Keira auf die
rechte Schulter geklopft hatte. Sie steckte die Hände in ihre Hosentasche
und trat auf ihre Männer zu. Sie stellte sich neben Gregory, dieser nahm
ihre Hand in seine, als sie ihm den linken Arm hinstreckte.
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